Babis Papaioannou
Best Practice-Beispiele griechischer Jugend-NGOs für lokale Entwicklungspläne
Dieser Artikel untersucht drei Parameter der Auswirkungen, die griechische Jugend-NGOs auf lokaler Ebene haben: die Jugendpartizipation, die Schaffung von Synergien mit kommunalen Strukturen, die Änderung eines Klimas der Abschottung. Diese Parameter umschreiben einen Prozess, der lokale Entwicklung mit einer Ausrichtung auf die Jugend fördert – die Bevölkerungsgruppe, die am dynamischsten ist, gleichzeitig aber auch die am unmittelbarsten von den Folgen der Krise betroffen ist.
Babis Papaioannou, Bild: Christos Pashoudis
Babis Papaioannou war Koordinator der Organisation «Thessaloniki – Europäische Jugendhauptstadt 2014» und ist Mitglied des vorläufigen Managements der Hellenic Youth Workers Association.
Nach der Aufnahme von Griechenland in die Europäische Union (ehemals EWG) im Jahr 1981 und der schrittweisen Vertiefung der europäischen Jugendpolitiken entstand ein neues, dynamisches Netzwerk sozialer Intervention – das der Jugend-NGOs. Diese Organisationen weisen drei Hauptmerkmale auf, insbesondere in ihrer Anfangsphase:
- eine rein ehrenamtliche Basis und eine Förderung des Ehrenamts
- Möglichkeiten der Einflussnahme auf lokaler Ebene sowie – in wenigen Fällen – auf regionaler und nationaler Ebene
- Verwendung von Instrumenten der non-formalen Bildung
Diese Strukturen wurden schrittweise durch den Staat und die kommunale Selbstverwaltung gefördert. Die Erfahrung der Zusammenarbeit war jedoch nicht immer positiv. In vielen Fällen bedeutete die Kooperation mit öffentlichen Einrichtungen das Ende der Jugendinitiative. Das Ergebnis war jedoch immer eine Veränderung sowie die Schaffung neuer Rahmenbedingungen in der lokalen Gemeinschaft. Gleichzeitig bot die Zusammenarbeit in internationalen Formaten die Möglichkeit, Best Practice-Beispiele aus anderen Ländern, in denen Jugendpolitiken bereits seit Jahrzehnten umgesetzt werden, zu übernehmen.
Youthnet griechenlandweit
Eines der erfolgreichsten Beispiele von Jugendbeteiligung auf lokaler Ebene ist das Netzwerk der lokalen Jugendräte, das sich nach 2004 zur Jugend-NGO Youthnet Hellas (www.youthnet.gr) mit Sitz in Heraklion, Kreta, weiterentwickelt hat. Das Jugendnetzwerk führte in Griechenland erstmalig ein Konzept der Mitbestimmung und des offenen Dialogs für die Umsetzung von Jugendpolitiken auf lokaler Ebene ein. Über 200 Jugendkommunalräte im ganzen Land formierten sich und Hunderte von jungen Menschen beteiligten sich aktiv an den Belangen der lokalen Gesellschaft. Während dieses Zeitraums (1994-2006) entstanden dutzende lokale Entwicklungsinitiativen mit der Unterstützung bzw. in Kooperation der/mit den Kommunen. Das Wichtigste aber war die Einbeziehung von Jugendlichen in die alltäglichen Arbeitsprozesse der Kommunen, dass sie einen Einblick gewinnen konnten über die Art und Weise, wie der Stadtrat funktioniert und entscheidet, und dass sie auf diesem Weg lernten, wie sich mündige Bürger an demokratischen Prozessen beteiligen. Seit dieser Zeit gibt es bis heute junge Menschen, die sich letzten Endes aktiv am lokalen politischen Leben beteiligen und als Stadträte bzw. Bürgermeister kandidierten, während der Europarat die Jugendkommunalräte zu den vorbildlichen Beispielen implementierter Jugendpolitik in Europa rechnet.
K.A.N.E. in Kalamata
Ein zweites positives Beispiel ist die Jugend-NGO „Κοινωνική Ανάπτυξη Νέων“ (dt. Soziale Entwicklung von Jugendlichen, Abk. Κ.Α.ΝΕ.) in Kalamata, die 2008 gegründet wurde, um Jugendstrukturen zu etablieren sowie Beratung zur individuellen Entfaltung und zur beruflichen Entwicklung anzubieten (www.ngokane.org). Aus der NGO entstammt das Jugendzentrum Kalamata, das aus eigenen Mitteln finanziert wird und ausschließlich auf freiwilliges Engagement basiert. Das Jugendzentrum bietet Sprach-und Tanzunterricht an, Kunst- und Musikstunden, Sport und andere Aktivitäten und arbeitet inzwischen unabhängig von Κ.Α.ΝΕ. unter der Leitung des Rates der freiwillig Engagierten als ein Versuch für direktes demokratisches Vorgehen. Hier wurden über 4000 junge Menschen aus Kalamata ausgebildet und es wurden mehr als 300 kulturelle und soziale Veranstaltungen durchgeführt. Die Organisation ist die zentrale Anlaufstelle für die Jugend vor Ort und sie hat zur einer besonders positiven Mobilisierung im Bereich Jugend innerhalb der Kommune geführt.
Elix im Freiwilligendienst vor Ort
Die Nichtregierungsorganisation ELIX - Freiwilligenprogramme (www.elix.org.gr) mit Sitz in Athen kultiviert seit 1987 ehrenamtliches Bewusstsein und fördert das freiwillige Engagement. Ihr Hauptziel ist die Förderung der individuellen Persönlichkeitsentwicklung und die Entwicklung des Bürgers hin zum Weltbürger durch die aktive Beteiligung an den Belangen der Gemeinschaft und den Gemeindienst. ΕLΙX führt internationale Freiwilligenprojekte durch, die sich mit Umweltschutz und der Erhaltung des Kulturerbes beschäftigen und das kulturelle und soziale Engagement fördern. Fast alle ihre Aktivitäten werden in Zusammenarbeit mit Kommunen im gesamten Land durchgeführt und es handelt sich hierbei um eines der besten Beispiele von Organisationen, die intensiv zum Wachstum zur lokalen Entwicklung beitragen, da sie mit Freiwilligen den Aufbau der sozialen Infrastruktur fördern.
PRAXIS für Aktion
Die Jugend-Freiwilligenorganisation PRAXIS ist seit 1995 in der Stadt Serres aktiv und unterstützt alle Bereiche, die Jugendthemen tangieren, mit dem Ziel allen Jugendlichen Chancen zu eröffnen, indem sie sie dazu auffordert, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten einzusetzen bei der Umsetzung von Partizipationsmaßnahmen, Kooperationen und Aktionen (www.praxisgreece.com). Die Maßnahmen von PRAXIS beinhalten Rundfunkkampagnen, Konzerte, Ausstellungen, e-Zeitungen und Blogs sowie Aufklärungsaktionen für Bürger. Die Organisation besitzt einen lokalen Rundfunksender als Kommunikationsinstrument, durch den sie lokal Einfluss auf kulturelle Belange nimmt, und sie eröffnet Jugendlichen Möglichkeiten zur lokalen Entwicklung und zur Innovation.
Thessaloniki – Europäische Jugendhauptstadt
Abschließend ein gegensätzliches Beispiel, bei dem es sich nicht um eine Jugend-NGO handelt, die Initiativen ergreift und Projekte umsetzt, um lokalen Strukturen zu stärken. Stattdessen handelt es sich hier um das Beispiel einer Kommune, die ihrerseits Initiativen anstößt und die örtlichen Jugend-Freiwilligenorganisationen ebenfalls in diese Richtung hin unterstützt: 2014 wurde Thessaloniki zur „Εuropäischen Jugendhauptstadt“ gekürt. Die Stadtverwaltung von Thessaloniki entschied sich hierbei, den lokalen Jugend-NGOs der Stadt die Mehrzahl der Projekte und der Veranstaltungen anzuvertrauen. Auf diese Weise finanzierte die Stadt im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung über 100 kleinere Projekte mit bis zu 5.000 Euro. Mit dieser Strategie wurde eine strukturierte und positive Mobilisierung im Bereich Jugend geschaffen, Akteure, Freiwillige und vorhandene Strukturen der Stadt wurden effektiv aktiviert und am wichtigsten: dank der entstandenen Synergien und der wachsenden Mobilität etablierte sich die Stadt als eines der zentralen Zielorte für Jugendliche in Europa. Heute, zwei Jahre später, werden weiterhin Projekte umgesetzt, die im Rahmen des Programms „Europäische Jugendhauptstadt“ begannen, es gibt weiterhin ausgebildete Fachleute, die wissen, wie man mit kommunalen Strukturen zusammenarbeitet und vor allem hat die Stadt ihre weltoffene und jugendfreundliche Identität gefunden.
Man könnte an dieser Stelle Dutzende von weiteren Beispielen anführen und könnte dabei dennoch nicht alle engagierten Organisationen erwähnen, die auf kommunaler Ebene eine exzellente Arbeit leisten. Die Schlussfolgerungen sind in jedem Fall sehr hoffnungsvoll. Die Mobilisierung der Jugend-NGOs auf kommunaler Ebene hat die lokale Entwicklung gefördert und gesellschaftliche Synergien geschaffen, die die Jugendlichen fördern. Der Beitrag der Kommune selbst ist notwendig und dort, wo die Zusammenarbeit der Kommune mit den Jugend-NGOs positiv ist, sind auch die Ergebnisse für die Jugend vor Ort positiv. Die klare europäische und internationale Ausrichtung der meisten dieser Projekte, die Lerninstrumente und die positiven Auswirkungen für die lokale Gemeinschaft bauen automatisch einen sozialen und kulturellen Wall gegen Hassrede, Fremdenhass und sozialer Ausgrenzung. Jugendliche, die sich an lokalen, nationalen und europäischen Aktionen beteiligen, überwinden unmittelbar Hemmnisse und nationale Stereotypen und erfassen die europäische Dimension ihrer nationalen Identität. Dies ist der große Gewinn und eine Investition in die Zukunft.
https://www.ijab.de/was-wir- tun/internationale- zusammenarbeit/griechenland/ griechenland/a/show/best- practice-beispiele- griechischer-jugend-ngos-fuer- lokale-entwicklungsplaene/
Man könnte an dieser Stelle Dutzende von weiteren Beispielen anführen und könnte dabei dennoch nicht alle engagierten Organisationen erwähnen, die auf kommunaler Ebene eine exzellente Arbeit leisten. Die Schlussfolgerungen sind in jedem Fall sehr hoffnungsvoll. Die Mobilisierung der Jugend-NGOs auf kommunaler Ebene hat die lokale Entwicklung gefördert und gesellschaftliche Synergien geschaffen, die die Jugendlichen fördern. Der Beitrag der Kommune selbst ist notwendig und dort, wo die Zusammenarbeit der Kommune mit den Jugend-NGOs positiv ist, sind auch die Ergebnisse für die Jugend vor Ort positiv. Die klare europäische und internationale Ausrichtung der meisten dieser Projekte, die Lerninstrumente und die positiven Auswirkungen für die lokale Gemeinschaft bauen automatisch einen sozialen und kulturellen Wall gegen Hassrede, Fremdenhass und sozialer Ausgrenzung. Jugendliche, die sich an lokalen, nationalen und europäischen Aktionen beteiligen, überwinden unmittelbar Hemmnisse und nationale Stereotypen und erfassen die europäische Dimension ihrer nationalen Identität. Dies ist der große Gewinn und eine Investition in die Zukunft.
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